Geschichten von der Bahn

die S-bahn

1992: Eröffnung der S-Bahn
Seit 1970 zogen immer mehr Menschen aus dem Raum Stuttgart ins Gäu, oft unter Beibehaltung ihres Arbeitsplatzes in der Landeshauptstadt. Staus auf den Straßen und ein wachsendes Umweltbewusstsein brachten es mit sich, dass ein Teil der Arbeitspendler auf die Bahn umstieg – eine neue Chance für den Standort Herrenberg. 1978 ging die S-Bahn Stuttgart in Betrieb. Die Linie S1, die anfangs an der Station Schwabstraße endete, wurde sieben Jahre später bis Böblingen verlängert. Am 5. Dezember 1992 erhielt Herrenberg Anschluss. Aus diesem Anlass produzierte die Firma Märklin einen Güterwagen in Miniaturgröße, und die Volksbank Herrenberg brachte eine Sondermünze heraus. Beide Objekte sind in der Ausstellung zu sehen. Zur Verbesserung der Anbindung an die S-Bahn wurde der Citybus eingeführt. Bereits 1991 war der Zentrale Omnibusbahnhof eröffnet worden. 

 



die ammertalbahn

Am 12. August 1909 wurde der Streckenabschnitt Herrenberg–Pfäffingen eröffnet, womit der Bahnhof Herrenberg zum Verzweigungsbahnhof wurde. Der Abschnitt Pfäffingen–Tübingen folgte erst am 1. Mai 1910, unter anderem weil der Bau des Schlossbergtunnels noch nicht abgeschlossen war. Man hatte außerdem dem sumpfigen Untergrund im Ammertal zu wenig Beachtung geschenkt. 13 Meter lange Eichenstämme mussten in den Boden getrieben werden, um das Gleis zu stabilisieren. Nicht zuletzt hatte sich eine Bürgerinitiative gegen das von Tübingens Oberbürgermeister Hermann Haußer befürwortete Bahnprojekt gewandt. Gelehrte und Künstler sahen ihre beliebten Spazierwege entlang von Alleen durch das Bahngleis gefährdet. Der Zwist wurde unter dem Namen „Tübinger Alleenstreit“ bekannt. Im Umfeld dieser Auseinandersetzung wurde 1909 der Schwäbische Heimatbund gegründet. Er hatte damals zum Ziel, dass die Industrialisierung nicht mehr des Alten zerstört, als wirklich notwendig.Am 26. Juli 1995 wurde der Zweckverband ÖPNV im Ammertal (ZÖA) gegründet, der die Strecke 1996 von der Deutschen Bahn AG kaufte. Das 4,1 Kilometer lange Teilstück zwischen Gültstein und Herrenberg wurde wieder aufgebaut, so dass die Strecke am 1. August 1999 im Personenverkehr auf voller Länge reaktiviert werden konnte. Die eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke wurde dabei komplett modernisiert und für den Betrieb mit bis zu 100 km/h hergerichtet

 

 


die gäubahn

In Stuttgart führt die Gäubahn vom Hauptbahnhof zunächst nach Norden. Nach einigen Kilometern wechselt sie in einer Linkskurve an den westlichen Talhang in die eigentliche Fahrtrichtung Süden. Auf einer stetig ansteigenden Trasse entlang der Innenstadt gewinnt sie bis Stuttgart-Vaihingen knapp 200 Höhenmeter. Wegen des Ausblicks auf den Stuttgarter Talkessel trägt sie hier den Beinamen „Panoramabahn“ und gilt als eine der schönsten innerstädtischen Bahnstrecken Deutschlands. Ab Stuttgart-Rohr führt sie weiter nach Südwesten und streift zwischen Böblingen und Herrenberg den Naturpark Schönbuch. Von hier bis Eutingen führt sie durch das namensgebende Gäu. Ab Eutingen senkt sich die Strecke bis Horb in das Neckartal und streift hier die östlichen Ausläufer des Schwarzwalds. In Rottweil verlässt sie schließlich das Neckartal und wechselt in das Tal der Prim. Die Strecke durchläuft zwischen Rottweil und Tuttlingen die Landschaft der Baar am Fuße des Großen Heubergs. Bei Balgheim überquert die Gäubahn die europäische Hauptwasserscheide Rhein-Donau und folgt nun dem Lauf des Faulenbachs sowie der Elta bis Tuttlingen, wo sie die Donau überquert. Die Strecke verläuft nun bis zum Endpunkt Hattingen (Baden) in südlicher Richtung, im dortigen Betriebsbahnhof mündet sie in die Badische Schwarzwaldbahn ein. Bei Hattingen (Baden) quert sie die europäische Hauptwasserscheide zwischen Donau und Rhein ein zweites Mal.


Die schönbuchbahn

Um die zwischen Stuttgart und Tübingen gelegene Schönbuchlichtung für den Schienenverkehr zu erschließen, planten die Württembergischen Staatsbahnen den Bau einer Nebenbahn von Böblingen über Holzgerlingen und Weil im Schönbuch nach Dettenhausen. Nachdem 1909 mit dem Bau begonnen worden war, konnte die erste Teilstrecke von Böblingen bis Weil im Schönbuch am 16. Oktober 1910 in Betrieb genommen werden. Der zweite Abschnitt bis zum Endpunkt Dettenhausen folgte am 29. Juli 1911.

Im Zuge der Einschränkungen auf den Nebenstrecken der Deutschen Bundesbahn fuhren zwischen Böblingen und Dettenhausen ab 29. Mai 1965 keine Personenzüge mehr. Nur ein Güterzug mit Personenbeförderung verkehrte noch bis zum 10. Januar 1967.[2] Schließlich wurde zum 28. April 1990 auch der Güterverkehr zwischen Schönaicher First und Dettenhausen endgültig eingestellt. Die Strecke wurde jedoch nicht entwidmet, sondern war fortan lediglich außer Betrieb.

Die Bevölkerung konnte sich mit dieser Entwicklung nicht abfinden. Jedoch hatten die zahlreichen Aktionsgemeinschaften, Resolutionen und Beschlüsse der Gemeinderäte der Anliegergemeinden in den Jahren 1959 bis 1986 keinen Erfolg. Erst am 30. Mai 1988 kam neue Bewegung in die Angelegenheit. Der Landkreis Böblingen und der Landkreis Tübingen beauftragten die Württembergische Eisenbahngesellschaft mit der Erstellung eines Gutachtens über die Möglichkeiten einer Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Schönbuchbahn. Dieses Gutachten prognostizierte 2500 bis 3500 Fahrgäste täglich.

Daraufhin befürwortete im Herbst 1992 das Verkehrsministerium Baden-Württemberg die Wiederinbetriebnahme und stufte das Vorhaben als förderungswürdig ein. Als Träger eines künftigen Bahnbetriebs wurde am 21. Dezember 1993 von den Landkreisen Böblingen und Tübingen der Zweckverband Schönbuchbahn (ZVS) gegründet, der eine Woche später (am 28. Dezember 1993) die Bahntrasse zum Preis von einer D-Mark zuzüglich Mehrwertsteuer von der Deutschen Bundesbahn kaufte.

Zwei Jahre später begann die Württembergische Eisenbahngesellschaft, die mit der späteren Betriebsführung beauftragt worden war, mit Sanierungsarbeiten an der Strecke, so dass am 28. September 1996 das Eröffnungsfest stattfinden konnte. Aus technischen Gründen wurde der fahrplanmäßige Betrieb aber erst am 1. Dezember 1996 wieder aufgenommen.